70 Jahre Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland

Vom 22. bis 25. Mai hat die Bundesrepublik Deutschland ihr 70 Jahre altes Grundgesetz gefeiert. Ein großes Bürgerfest mit dem Motto „die Würde des Menschen ist unantastbar“ fand in Karlsruhe am Schlossplatz statt, wo viele Informationsstände von politischen Organen waren, die das Haus unserer Demokratie ausmachen.

Zusammen mit Brigitte waren wir auch dort und wollten mal wissen, wie ernst unsere GesetzesvertreterInnen und Bürger es mit der Würde und Gleichstellung nehmen und sind mit ihnen ins Gespräch gekommen.

Erster Stopp war die Europa-Union in Karlsruhe:

Guten Tag! Gehen Sie zu Prostituierten? Nein. Konsumieren Sie manchmal Pornografie? Nein. Was denken Sie über Prostitution, sollte sie abgeschafft werden? Es ist das älteste Gewerbe der Welt. Ja aber die Sklaverei war doch auch so alt wie der Mensch und wurde verboten….

Fazit: an diesem Stand soll also kein einziger Mann bei Prostituierten gewesen sein oder jemals ein Pornoheft in der Hand gehabt haben? Keiner von ihnen will es aber abschaffen! Fakt ist, dass täglich 1,2 Millionen Männer in Deutschland „sexuelle Dienstleistungen“ in Anspruch nehmen , die Hälfte aller 14- bis 20- Jährigen gibt an Hardcore Pornografie gesehen zu haben, und ein Drittel der zwischen 14- und 15- Jährigen. Wer 4 Tage lang die Würde des Menschen öffentlich feiert und zelebriert aber eine Institution nicht abschaffen möchte, die hunderttausende Frauen in der Prostitution kaputt macht, dem kann man nicht glauben, dass er es mit der Würde des Menschen wirklich ernst meint.

Wissen Sie nicht, dass das Europäische Parlament in einer Resolution von 2014 die Freierbestrafung einfordert und die EU-Abgeordneten betont haben, dass auch die freiwillige Prostitution die Menschenrechte und die Würde des Menschen verletzt? Ja, aber viele machen es doch freiwillig! …

Fazit: Europa und viele europäische Länder sind weiter als Deutschland. Fakt ist, dass Prostitution in Frankreich als ein Akt der Gewalt betrachtet wird, hier in Deutschland aber als eine sexuelle Dienstleistung. Mit dem Grundgesetz wurde auch Europa hier in Karlsruhe gefeiert. Europa soll aber fern bleiben, wenn es darum geht weiterhin ins Bordell gehen zu dürfen.

Wir stolpern an jeder Ecke über alle erdenklichen Mythen über die Prostitution und gefühlt hätte es Tage gebraucht, um jeden einzelnen Bürger von dieser Gehirnwäsche zu befreien, die ihm seit Jahren durch Medien und Politik eingetrichtert wurde: die Frauen würden es freiwillig machen, sie hätten doch Spaß daran, es sei schnell verdientes Geld, die Vergewaltigungsrate in der Gesellschaft würde sonst steigen, etc.

Die Fehlentscheidung, die mit dem ProstitutionsGesetz von 2002 getroffen wurde, hat definitiv zu einer gesellschaftlichen Fehlentwicklung geführt. Gewalt gegen Frauen und Sexismus wurden normalisiert. Die Karlsruher Bürger und Bürgerinnen haben die Würde des Menschen und die Gleichstellung zwischen Mann und Frau gefeiert, sie erkennen aber nicht mehr die schweren Menschenwürdeverletzungen, die Frauen tagtäglich in der Prostitution angetan werden. Eine Pathologie hat sich normalisiert. Und so habe ich diesen Nachmittag auf dem Verfassungsfest erlebt: wie zwei Frauen unter Normopathen!

Dr. Ingeborg Kraus