Archiv der Kategorie: Mechanismen: Dissoziation – Trauma

Trauma als Voraussetzung für und Folge der Prostituierung

Vortrag von Frau Dr. Ingeborg Kraus, anlässlich der Fachtagung „Über die Schäden durch die Prostitution“.

München, 4. / 5. Dezember 2015.

Herzlichen Dank an dich, Anita Heiliger, dass du die Fachtagung zustande gebracht hast und es auch ermöglicht hast, dass Melissa Farley nach Deutschland kommt. Denn es war sehr wichtig, was Melissa gestern gesagt hat.

Noch kurz etwas zum Kongress im letzten Jahr in München. Ich habe diesen Workshop – Traumata und Prostitution, Erfahrungen und Forderungen – zusammen mit dir, Anita, organisiert, und er war ja wirklich fantastisch, da kam wirklich international die Elite der Psychotraumatologie nach München, das muss man sich mal vorstellen: Dr. Muriel Salmona aus Paris kam, Michaela Huber kam, die Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Trauma und Dissoziation und es war ganz wichtig, dass Christiane Caspary vom Frauentherapiezentrum München auch da war, die ganz wichtige Themen angesprochen hat, wie Prostitution von Frauen, die auf der Flucht sind, eine Situation die ganz aktuell ist.

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Trauma und Prostitution aus traumatherapeutischer Sicht

Michaela Huber, erste Vorsitzende der deutschen Gesellschaft für Trauma und Dissoziation, sieht einen deutlichen Zusammenhang zwischen Gewalt in der Kindheit und einem späteren Eintritt in die Prostitution. Sexuelle Gewalt spielt dabei die sichtbarste Rolle, aber auch andere körperliche und seelische Gewalt sowie extreme Vernachlässigung sind Gefährdungsszenarien, die in die Prostitution führen. In ihrem Vortrag auf dem Kongress „Stop Sexkauf“ in München erläutert sie diese Zusammenhänge:

Vortrag von Michaela Huber zu Trauma und Prostitution: http://www.michaela-huber.com/files/vortraege2014/trauma-und-prostitution-aus-traumatherapeutischer-sicht.pdf

Der Mensch wird Entmenschlicht

Ein Gespräch zwischen SOLWODI und Lutz-Ulrich Besser, Gründer und Leiter des Zentrums für Psychotraumatologie und Traumatherapie Niedersachsen.

SOLWODI: Ist Prostitution ein Beruf wie jeder andere?
Lutz-Ulrich Besser: Bei dieser Tätigkeit handelt es sich keineswegs um einen Beruf wie jeder andere. Jedem, der sich damit beschäftigt, müsste klar sein, dass dieser sehr intime Vorgang, wenn ein „Freier“ in den Köper einer Frau eindringt – auch wenn dies vermeintlich einvernehmlich geschieht – nur erträglich wird, wenn die Frau dabei ihre Empfindungen von ihrem Bewusstsein abspaltet. Frauen in der Prostitution sind häufig in sozialen Notlagen und werden von Zuhältern genötigt, gedrängt und gezwungen. Das hat mit Ausbeutung und sexueller Erniedrigung zu tun – und ist ein Angriff auf die Würde der Frau. Weiterlesen

Traumawiederholung und Reviktimisierung nach körperlicher und sexueller Traumatisierung

von Dr. med. Wolfgang Wöller

Die Neigung von Opfern körperlicher und sexueller Traumatisierung in Kindheit und Jugend zur Wiederholung traumatischer Erfahrungen im späteren Leben ist empirisch gut belegt. Darüber hinaus findet sich eine hohe Stabilität missbräuchlicher Bindungen. Die Arbeit verfolgt das Ziel, das Phänomen der Reviktimisierung aus der Perspektive der psychodynamischen Theorie, der Bindungstheorie und aus der Sicht der Forschung zu posttraumatischen Belastungsstörungen zusammenfassend darzustellen.

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Prostitution als Reinszenierung erlebter Traumata

von Dr. Ingeborg Kraus

Bericht von einer Veranstaltung, Kofra, München (28.03.2014)

Anita Heiliger, Kofra, begrüßt die Anwesenden mit folgenden Worten: Im Gegensatz zu Frankreich, das nach mehr als 10 jähriger Debatte, eine klare Haltung zum Sexkauf entwickelt hat, lösen sich in Deutschland derzeit die Fronten auf – dies kann man sowohl in den Medien als auch in politischen Gremien verfolgen. Auf europäischer Ebene ist mit dem Honeyball Beschluss ein deutliches Zeichen gesetzt worden. Auch die europäischen Kampagne „Europe free from prostitution“ , der sich Kofra angeschlossen hat, setzt sich klar für ein Sexkaufverbot ein. In der gegenwärtigen Debatte in Deutschland werden die Auswirkungen der Prostitution stark verharmlost. Vie zu selten wird auch thematisiert, welche psychischen Prozesse mit der Arbeit in der Prostitution verbunden sind – mit anderen Worten: was Prostitution mit den Frauen macht. Vielleicht gelingt es, diese Prozesse in der heutigen Veranstaltung etwas herauszuarbeiten.

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Prostitution und Freiwilligkeit

Illustration: Rosa Makstadt

von Dr. Ingeborg Kraus

Prostitution wird oft als eine ganz normale Sache dargestellt, die schon immer existiert hat. Dabei wird kaum über die Frauen nachgedacht, die der Prostitution nachgehen. Wenn ja, kommt immer sehr schnell das Argument der „Freiwilligkeit“ ins Spiel. Wer möchte sich dann noch in die Rolle eines sanktionierenden bzw. verurteilenden Menschen begeben? Doch wie kommt eine Frau überhaupt in die so genannte „freiwillige“ Prostitution und was bedeutet das für sie (und für ihre Kinder)? Prostitution ist zur selbstverständlichen Erwerbsoption geworden: Die Frage ob es ein Beruf wie jeder Andere ist, wurde in den letzten Jahren sowohl von der Politik als auch von Gewerkschaftsseite ernsthaft  diskutiert.

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