Prostitution: weder Sex noch Arbeit, sondern eine der radikalsten Formen der sexuellen Ausbeutung!

Demonstrationsmarsch!

Rosen Hicher war 22 Jahre lang in der Prostitution in Frankreich tätig. 10 Jahre brauchte sie, um dem Rotlicht-Milieu zu entkommen. „Kaum eine Prostituierte wird nicht Opfer sexueller Gewalt“, sagt sie. „90% der Frauen in der Prostitution sind heutzutage Opfer krimineller Netzwerke, Opfer von Gewalt, die von Zuhältern und auch Freiern ausgeht.“

Rosen machte 2014 eine „Tour de France“ zu Fuß. Ihr Ausgangspunkt war Saintes, wo sie zuletzt als Prostituierte arbeitete. Ihr Ziel war Paris, wo sie ins Rotlichtmilieu rutschte und einst von Zuhältern angelernt wurde. Sie lief insgesamt 800 Kilometer. Ihr damaliger Demonstrationsmarsch hat durchaus Gehör gefunden, da das französische Parlament, auch bedingt durch diesen Marsch, für die Abolition der Prostitution und die Einführung der Freierbestrafung stimmte.

Vom 2. bis zum 5. April 2019 wird in Mainz der 3. Weltkongress gegen die sexuelle Ausbeutung von Frauen und Mädchen stattfinden (https://www.capworldcongress.org).

Das System der sexuellen Ausbeutung wirkt zerstörerisch in einer Gesellschaft. Der Kongress stellt international erfolgreiche Lösungsansätze im Kampf gegen Prostitution und Menschenhandel vor: In den vergangenen 20 Jahren haben Schweden, Island, Norwegen, Kanada, Nordirland, Frankreich, die Republik Irland und Israel den Kauf von Sex verboten – mit positiven Ergebnissen: Die Nachfrage nach Prostitution ist gesunken, der Menschenhandel zurückgegangen. Auch das Frauenbild in diesen Gesellschaften hat sich gewandelt, denn die Gesetzgebung stellt klar: Frauen sind keine Ware! Deutschland hingegen wurde mit seiner liberalen Gesetzgebung zum „Bordell Europas“.

Rosen Hicher wird von Straßburg nach Mainz marschieren, um ihre Solidarität mit prostituierten Frauen und Überlebenden der Prostitution zu bekunden sowie das Ausmaß der Straflosigkeit gegenüber der sexuellen Ausbeutung in Deutschland zu verurteilen.

Rosen wird 207 Kilometer laufen, um die Legalisierung der sexuellen Ausbeutung und die Legalität von Bordellen in Deutschland zu denunzieren. Auf ihrem Weg nach Mainz will sie eine große Zahl von Bordellen passieren und auf die menschenunwürdigen Zustände hinweisen. Am 28. März wird sie in Karlsruhe sein.

Rosen glaubt an die symbolische Kraft des Gehens langer Wege. Auf ihrem Weg will sie andere Menschen mitnehmen und sie über Prostitution aufklären und sie auffordern sich gegen diese radikale Form der sexuellen Ausbeutung von Frauen zu empören und zu stellen. Ihr Marsch ist ein Prozess für sie und für diejenigen, die mitmachen wollen und/oder ihr folgen wollen.

Bis 2025 muss sich der Bundestag nicht mit der Prostitutionsfrage befassen. Das ist so nicht akzeptabel! Diese Haltung ist nicht nur Ausdruck einer Arroganz der politischen Klasse, sondern auch eine unterlassene Hilfestellung für Frauen in Not. Frauen aller Parteien haben erst vor kurzem den internationalen Frauentag gefeiert und zur Gleichstellung aufgerufen. Die Prostitutionsfrage wurde jedoch wieder ignoriert. Es gibt aber keine Gleichstellung, solange es für jeden Mann legal ist, den Körper einer Frau kaufen zu können. Die Prostitution ist keine Nebensache des Feminismus, sondern seine Kernfrage.

Mit besten feministischen Grüßen!

Dr. Ingeborg Kraus

Sandra Norak ist 29 und angehende Juristin (Univ.). Sie war Opfer eines „Loverboys“ und von 2008 – 2014 in der Prostitution. Jetzt betreibt sie Aufklärungsarbeit über Prostitution und Menschenhandel, vor allem über die sogenannte „Loverboy-Methode“. Sandra Norak macht Präventionsarbeit in Schulen, um jungen Mädchen zu zeigen, wie sie „Loverboys“ erkennen und sich vor ihnen schützen können. Sie setzt sich für eine Änderung der liberalen Prostitutionsgesetzgebung in Deutschland ein. Sie betreibt die Seite „My Life in Prostitution“ (https://mylifeinprostitution.wordpress.com) und ist Aktivistin bei „Sisters“.

Anna Schreiber, Diplom-Psychologin und approbierte Psychotherapeutin mit Praxis in Karlsruhe. Von ihr ist aktuell das Buch erschienen: „Körper sucht Seele. Eine Psychotherapeutin blickt zurück auf ihre Zeit als Prostituierte“. Darin beschreibt sie ihre Prostitutionsgeschichte als junge Frau und erhellt die Räume und psychologischen Hintergründe, die im käuflichen Sex wirksam sind. In ihrer Praxis und in ihren Seminaren arbeitet sie mit den Schwerpunkten Paardynamik, Sexualität und Traumatherapie.

Dr. Ingeborg Kraus, Diplompsychologin undinternational renommierte Psychotraumatologin.Sie hat zahlreiche Texte über den Zusammenhang von Trauma und Prostitution veröffentlicht und hält weltweit Vorträge und Fortbildungen zu diesem Thema. Sie hat viele Trauma-Opfer behandelt, darunter auch viele Frauen, die Opfer von Prostitution waren. Frau Dr. Kraus ist die Initiatorin des Appells der TraumatherapeutInnen gegen Prostitution und betreibt die Seite und das Netzwerk „Trauma and Prostitution“, die über die Realitäten in der Prostitution und ihre gesundheitlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen aufklärt. Sie ist Mitgründerin des Bündnisses „Stop Sexkauf“ und hat zusammen mit dem Bündnis die internationale Petition zum Abbau der Prostitution in Deutschland lanciert: www.change.org/p/sexkauf-bestrafen-prostitution-abbauen

Moderation:
Dr. Brigitte Schmid-Hagenmeyer,
Psychologische Psychotherapeutin in eigener Praxis mit Schwerpunkt Traumatherapie, Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen Karlsruhe.

Ulrike Röse-Maier, Feministin, Aktivistin und Unternehmerin. Sie ist Mitbegründerin der Grünen Prostitutionskritikerinnen. Als Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft Frauenpolitik 2005-2010 brachte sie das Thema Prostitution auf die politische Agenda ihrer Partei und kritisierte den liberalen Umgang der Grünen mit dem Thema. 2013 verfasste sie den Karlsruher Appell, der alle politischen Parteien in Deutschland auffordert Prostitution zu beenden (https://karlsruherappell.com/der-appell/).

Demonstration: Wir treffen uns um 18:45 am Fasanenplatz und werden über die Kaiserstrasse durch das Rotlichtviertel der Brunnenstrasse gehen. Die Demo geht von 19.00 bis 19:30. Wir wollen unsere Solidarität mit den Frauen in der Prostitution bekunden, jedoch die Straflosigkeit der sexuellen Ausbeutung denunzieren. Danach treffen wir uns von 20:00-22:00 Uhr im Café Palaver zu Vorträgen, Diskussion und Austausch.