Ein Essay von Rosa Makstadt – 03.05.2020.
Was ist Pornografie? Das Wort Pornografie ist abgeleitet aus dem Altgriechischen und bedeutet „über Huren schreiben“. Pornografie bedeutet NICHT „über Sexualität schreiben“ oder „Darstellung sexueller Handlungen“; es bedeutet „die schriftliche und bildliche Darstellung von Frauen als Prostituierte“. Eine Porne, war im antiken Griechenland die Bordellprostituierte, die unterste Klasse der Prostituierten, die allen männlichen Bürgern zur Verfügung stand; eine sexuelle Sklavin.
Die Pornografie, wie sie heute besteht, ist in nur wenigen Jahrzehnten zu einem der lukrativsten Geschäfte geworden, bei dem es um Profite in Millionen- und Milliardenhöhe geht. Die Pornoindustrie erschafft durch die Produktion und Verbreitung von Bildern missbrauchter Frauen enormen Reichtum: Frauen in Pornos, in millionenfacher Auflage, denen alles angetan werden konnte und angetan wurde als jederzeit abrufbare Erinnerung an die sexuelle Entwürdigung von Frauen. Durch ihre finanzielle Mittel hat die Pornoindustrie enorme Einflussmacht und formt Politik, Gesetze und die Kultur mit. Alleine die Webseite „Pornhub“ hat 80 Millionen Besucher pro Tag und somit täglich mehr Besucher als die Filmstreaming-Plattform Netflix.
Die Konkurrenz innerhalb der Pornografie-Produktionsstudios wird immer größer. Sexualwissenschaftler Dr. Jakob Pastötter weist darauf hin, dass die Pornoproduzenten immer extremere Gewalt, bizarre Fantasien und Tabus brechen, um in der Masse der Pornografie herauszustechen. Selbstkontrolle der Pornobranche gibt es nicht. Die Folge sind immer härtere Szenen der sexualisierten Gewalt gegen Frauen. Die Pornografie suggeriert Gewalt sei ein Teil von Sexualität. Der Faktor Gewalt ist Hauptbestandteil von Pornografie geworden: Es sind gefährliche, menschenverachtende und abstoßende Inhalte. Gängigste Praktiken in Pornofilmen sind männliche Dominanz, Schlagen, Würgen und das Fesseln von Frauen.
Nicht nur den Pornodarstellerinnen wird Schaden zugefügt. Reale Menschen und reale Sexualität werden von den Pornokonsumenten mit den pervertierten Erzählungen über Frauen, Männer und Sexualität in Pornofilmen verglichen. Auf Basis dieser Vergleiche werden Sexualpartner behandelt und Sexualität ausgelebt. Pornografie schadet so den Menschen im realen Leben, zerstört Individuen und Beziehungen.
Pornografie trägt zudem einen erheblichen Beitrag zu der systematischen Entmenschlichung von Frauen bei. Es sind Darstellungen von grausamen Handlungen, die Männer an Frauen verüben. Es ist eine Gewalt der Abneigung und Gleichgültigkeit. Die Gewalt in Pornos ist jedoch in einem Deckmantel der Lust gehüllt: Das macht die Gewalt unsichtbar, weil sie als Form der Befriedigung vermittelt wird.
Gegen Pornografie zu sein heißt also nicht gegen Sex zu sein, sondern gegen Gewalt. Wenn Kritik an Pornografie geäußert wird, lautet die übliche reductio ad absurdum, dass der Kritiker „sex-negativ“ sei. Kritik an Pornografie (und Prostitution) ist dann ohne jede Begründung oder Prüfung „sex-negativ“.
Absurd, denn die Wirklichkeit ist: In Pornofilmen passiert kein Geschlechtsverkehr, sondern es werden reale Frauen gefesselt, ausgepeitscht, anal penetriert, gruppenvergewaltigt, geschlagen, aufgehängt und sollen nach Anweisung des Produzenten vor der Kamera um mehr betteln. Feindseligkeit und Gewalt werden in der Pornografie Sex genannt: Er schlägt sie und nennt das Liebes- oder Lustbeweis. Aber das Wissen um die Komplexität und die Gefühlsverwicklungen eines Menschenlebens wird völlig außer Acht gelassen. Das Recht auf Privatheit des Körpers ist eine wesentliche Grundbedingung für persönliche Freiheit und Selbstbestimmung. Die Fähigkeit zu sexuellem Vergnügen aber muss sich heute innerhalb einer Umwelt entfalten, die von gewalttätiger Pornografie und Prostitution geprägt ist.
Pornografie wird auf Kosten der Menschlichkeit und des Rechts auf ein privates Gefühlsleben ausgeübt. Bei Pornografiekonsum fehlt die Verbindung zwischen dem Sex und der Komplexität einer Person; eine lebenswichtige Verbindung. Das eigene Fühlen und Erleben wird dadurch beschränkt. Die Einbildungskraft verkümmert, an ihrer Stelle tritt die dumpfe Wiederholung programmierter sexueller Fantasien. Die Pornografie ist eine Institution, die die Erfahrung von Geschlechtsverkehr, die von Menschen in menschlicher Freiheit gewählt werden sollte, am meisten behindert.
Bei Menschenrechten für Frauen widerspricht direkt niemand. Indirekt aber antwortet die Pornografie. Pornografie ist eine moralische Bankrotterklärung. Es gibt Menschen, die sich für Bürgerrechte einsetzen, aber Pornografie verteidigen. Sie begreifen nicht, dass Pornografie ein Angriff auf Frauen, also auf die Menschenrechte, ist. Diese sexuelle Benutzung der Frauen in der Pornografie ist der Tod der Freiheit, der Tod der Gerechtigkeit und der Tod der Gleichheit.
Pornografie ist Propaganda von der Minderwertigkeit der weiblichen Menschen. Die Macht der Männer in der Pornografie ist eine imperiale Macht, die Macht von Alleinherrschern, die grausam und arrogant sind, die nehmen und erobern, aus Lust an der Macht. Direkt benutzt werden einige Frauen, betroffen sind viele, gemeint sind alle. Pornografie vergiftet den Blick der Männer auf Frauen. Pornografie macht Männer zu Ausbeutern und Frauen zu Objekten. So wie die Vagina durch Pornografie (und Prostitution) zum Arbeitswerkzeug degradiert wird, wird der Penis zur Waffe degradiert. Sex in Pornos ist Ausdruck der Macht, die Männer über Frauen haben. Vergewaltigung, Auslieferung, Demütigung, Schmerz, brutale Penetration, Analpenetration, Fisten, Entführung, Schlagen, sexuelle Grausamkeit, Gang-Bangs: Das sind die Werte der Pornografie. Die Werte in der Pornografie sind ebenso gültig in der Welt, die diese pornografischen Werke umgibt. Die in der Pornografie systematisch und durchgängig verwendete Definition von Frauen ist real, weil reale Frauen innerhalb dieser Definition existieren und unter ständiger Bezugnahme darauf leben müssen. Wir haben es mit einer Pornografisierung der gesamten Sexualität und des ganzen Alltags zu tun. Die herrschenden Sexualnormen sind nicht nur um uns, sondern auch in uns. Die Pornografisierung bedroht so auch die Minderheit diejenigen die keine Pornografie konsumieren. Pornografie hat die Zerstörung echten Lebens zur Folge.
Pornografie ist eine gesetzlich uneingeschränkte Zügellosigkeit in einer hypersexualisierte Gesellschaft, die zulässt, dass Frauen durch Armut, Ausbeutung und Gewalt in sexuellen Besitz genommen wurden und für das pervertierte männliche Vergnügen an Gewalt herhalten sollen. Gesetze formen unsere Wahrnehmung und das Wissen darüber, was Herrschaft ist. Gesetze formen die Erfahrung, die wir machen, bevor wir sie machen, denn sie sind die Grundlage für die Organisation der Gesellschaft, für die Zuweisung von Rechten sowie für die Verteilung von Macht. Als Instrumentarium sozialer Kontrolle liefern Gesetze Muster für tatsächliches Verhalten, auch für sexuelles Verhalten. Die derzeitigen Gesetze zu Pornografie und Prostitution fördern die Macht von Männern über Frauen und halten diese in einem Zustand sexueller Unterwerfung und Verfügbarkeit. In ihrer jetzigen Form dienen diese Gesetze nur dazu Frauen sexuell unterwürfig und zu Bürgerinnen zweiter Klasse zu machen. Solange Sexkauf legal bleibt und Pornografie nicht reguliert wird, bleiben diese Verhältnisse. Eine politische Reform wird das Umdenken in einer Gesellschaft anstoßen. Der Status von Frauen wird niedrig und würdelos bleiben, solange Männer als Pornokonsumenten und Freier Frauen in der Pornografie und in der Prostitution als Sexualobjekte ausbeuten.
Pornografie und Prostitution ist Freiheitsberaubung von Frauen. Den Minderstatus der Frauen begründen nicht persönliche Einstellungen, sondern Institutionen und Handlungsweisen. Einstellungsveränderungen ändern kein Machtsystem. Wörter ändern ihre Bedeutung nicht einfach durch das Verströmen von liberalem Wohlwollen, sie behalten ihre (obszöne) Bedeutung. Veränderung erfordert eine Änderung der Handlungsweisen und institutionellen Machtverhältnisse. Die durch Pornografie propagierte Minderwertigkeit der Frauen wird durch jeden neuen Pornofilm erzeugt und durch jedes erneute Konsumieren eines Pornos aufrechterhalten. Solange sie sexuell ausgebeutet werden, ändert sich nichts an dem Status der Frauen, auch wenn sie viele andere Rechte und gesellschaftliche und berufliche Macht haben.
Pornografie entmenschlicht eine Gruppe, um Grausamkeiten gegen einzelne Mitglieder dieser Gruppe zu rechtfertigen. Mit anderen Worten: Pornografie zeichnet ein Bild von Frauen als Objekte, die sexuelle Brutalität und Misshandlung verdient haben. Dem Pornokonsument wird glauben gemacht, dass es eine Reihe von Frauen gibt, die sexuell misshandelt werden wollen. Denn die Pornos vermitteln ihnen, dass es Frauen gibt, die es lieben verbal und sexuell erniedrigt zu werden. Diese Pornobilder fließen in unser Intimleben ein. Der männliche Konsument hat Beziehungen mit Frauen in der realen Welt. Welche Auswirkung hat dann Pornografie auf erwachsene Männer? Mit denselben Augen, mit denen die Jungen und Männer die erniedrigten, benutzten, gefesselten und verstümmelten Pornodarstellerinnen sehen, mit denselben Augen sehen sie ihre Schwester, Kolleginnen, Freundinnen, Ehefrauen. Mit diesem Blick werden Menschen zu Menschen zweiter Klasse. Erniedrigung ist Voraussetzung zur enthemmten Ausbeutung, Benutzung und Zerstörung von Menschen durch Menschen. Männer verlangen mittlerweile vermehrt von ihren Freundinnen Pornosex. Um die Frau dazu zu bringen, Pornosex nachzuahmen, bringt der Mann die Frau dazu Pornos mit ihm zu sehen und diese Szenen dann nachzuspielen. Männer schlagen ihren Partnerinnen Bondage, SM, eine offene Beziehung oder ein Swingerclubbesuch vor: Dinge, die sie aus Pornofilmen kennen. Der Mann macht durch die Pornografie den Körper der Frauen, ganz und in Teilen, zum Fetisch. Pornografie ist in unseren Alltag eingedrungen und normalisiert worden. Dies hat Konsequenzen für unsere Kultur, Sexualität, Identität und Beziehungen.
80%-90% aller Männer weltweit konsumieren Pornografie. Andere Studien sprechen sogar von 97%. Laut einer Studie der Stanford University sind mindestens 20% der männlichen Pornokonsumenten pornosüchtig. Die Dunkelziffer könnte weit höher liegen. Unter den Frauen nutzen je nach Studie 2 – 20% Pornografie. Anhand dieser Fakten ist es angebracht bei der Pornografie von einem vorwiegend männlichen Problemverhalten zu reden. Unter den Pornokonsumenten befinden sich also mit großer Gewissheit Väter, Söhne, Brüder, Ehemänner und Partner sowie Lehrer, Anwälte, Ärzte, Politiker – Männer, die unser Leben auf individueller und gesellschaftlicher Ebene beeinflussen und lenken. Selbst diejenigen, die keine Pornografie konsumieren, sind somit indirekt von dem Pornokonsum der Anderen und den Konsequenzen betroffen. Je jünger die Nutzer, desto offener wird der Pornokonsum zugegeben. Dies spiegelt die tatsächlich stattfindende Normalisierung der Pornografie in Kultur und Medien wider. Obwohl Mädchen und Frauen nicht Hauptkonsumenten sind, werden sie spätestens durch die Popkultur mit einer extremen Flut an hypersexualisierten Bildern konfrontiert.
Situation in Deutschland
Weltweite Statistiken sprechen von Deutschland als größte Porno-Gucker-Nation weit vor den nachfolgenden Plätzen Spanien, USA und Großbritannien. Jedes Jahr werden zudem alleine in Deutschland rund 4.000 Fälle von Besitz oder Beschaffung von Kinderpornografie erfasst. Da der Pornokonsument nach immer größeren Kicks sucht, entwickeln sich bei vielen ein Interesse an Kinderpornografie. Die Zeit zwischen erstem Ansehen eines Kinderpornos und einem tatsächlichen Übergriff auf ein Kind liegt bei einem Jahr. Ebenso steigt das Interesse der Pornonutzer an Pornos mit brutalsten Folter- und Vergewaltigungszenen. Studien belegen, dass es eine Verbindung zwischen Pornokonsum und Gewalt an Frauen gibt. Kein Wunder, denn: Die Pornografie normalisiert, legitimiert und verzeiht Gewalt an Frauen, weil es gewalttätigen Sex als befriedigend für alle Beteiligten darstellt. Die soziale Norm ist es, Gewalt gegenüber Frauen nicht zu akzeptieren. In einer pornofizierten Gesellschaft jedoch haben Frauen keine körperlichen Grenzen, die respektiert werden müssen, denn Pornografie erzählt über Frauen, dass sie sexualisierte Gewalt wollen. Pornografie stellt sexuelle Übergriffe als einvernehmlichen Akt dar und nicht als Gewalttat, was es in Wahrheit ist.
Laut Statistik der Pornografie-Webseite Pornhub ist die Nutzung von Pornos mit der Suchangabe „pissing“ in Deutschland im Jahr 2019 um 117% gestiegen, dicht gefolgt von „Bondage“ und „Fetisch“. Diese Tatsache ist alarmierend. Ebenfalls schockierend: Der Durchschnittsalter von Jungen bei ihrem ersten Pornographiekonsum ist 11,5 Jahre. Wenn diese Jungs „Porno“ in die Suchleiste einer Suchwebseite eingeben, dann werden sie sofort mit pornografischen Bildern und Videos mit extremen und gewalttätigen Formen der Hardcore-Pornografie konfrontiert. Diese sexuell gewalttätigen und sexuell extremen Inhalte sind nicht versteckte Einzelphänomene im Internet: Sie machen ein Großteil des Internets überhaupt erst aus. Hardcore-Pornografie ist in der Pornoindustrie zum Mainstream geworden.
Mindestens 13% aller deutschen Website-Aufrufe landen auf Pornoseiten. Allein die Webseite von Pornhub, eine der größten und millionenschwersten Pornografie-Unternehmen, kommt weltweit auf 115 Millionen Klicks pro Tag: Das sind mehr als 80.000 pro Minute. Deutschland steht dabei auf Platz 6 der Pornhub-Rangliste 2019 der meisten Besucher per Land.
Frauen in der Pornografie
Im Internet gibt es kostenlose und für jeden zugängliche Bilder und Filme, die Tiersex, Analorgien, in Vagina und Anus urinierende Männer oder zum Kotzen gebrachte Darstellerinnen zeigen. Sogenannte Gang-Bang-Filme, in denen eine Frau von 15 und mehr Männern vor der Kamera auf jede Art und Weise sexuell erniedrigt wird, gehören zum Standard-Repertoire auf kostenlosen Pornowebseiten. Ehemalige Pornodarstellerinnen weisen immer wieder darauf hin, dass nahezu alle Frauen in der Pornografie in die Branche gedrängt wurden; in den meisten Fällen von dem Freund oder Ehemann. Diese Männer arbeiten nicht oder selten selber in der Pornografie, sondern sind der Manager der Frau, der die Finanzen kontrolliert. Frauen werden von Produzenten und ihren Partnern zu extremen Handlungen gedrängt und gezwungen. Für Analsex bekommen die Frauen dann beispielsweise eine Salbe, die den Anus taub macht, um die harten Szenen über sich ergehen lassen zu können. Zu den Krankheiten und Schäden, die jede Pornodarstellerin erleidet, gehören Chlamydien im Auge, Gonorrhoe im Anus und/oder ein herausgefallener Anus aufgrund von zu viel und zu hartem Analsex.
Die Pornoproduzenten wollen nicht unsere Sexualität emanzipieren oder ihre Kreativität ausleben. Wie sich immer neuere Extreme in ihren Pornos auf die Körper der realen Frauen auswirken werden, erkennen und interessiert sie nicht. Die Pornografen haben ein Ziel: Profit maximieren. Es geht ihnen einzig und alleine darum, viel Geld zu machen. Sie kreieren Märkte, verkaufen Produkte, sie investieren in Forschung und Entwicklung und sie entwickeln langfristige Geschäftspläne. Die größte Einnahmequellen der Pornografen sind Gonzo-Pornos. Darin werden Frauen erniedrigt durch körperlich schmerzhaften Hardcore-Sex, der Frauen als minderwertig erscheinen lassen soll. Die Pornokonsumenten von heute haben unbeschränkten Zugang auf diese Hardcore-Szenen und haben sich an sie gewöhnt. Diese extremen Handlungen in Pornos, die vor wenigen Jahrzehnten noch nicht existierten, sind mittlerweile in jedem Porno zu sehen.
Eine einfache Google-Suche ergibt Millionen von Pornowebseiten und explizit pornografischen Bilder von sexueller Gewalt: Schlagen und Würgen von Frauen, gefesselte Frauen, Doppel/Dreifach-Analpenetration Doppel/Dreifach-Vaginalpenetration (eine Frau wird gleichzeitig von zwei bis drei Männern penetriert) sowie gleichzeitige vaginale, anale und orale Penetration einer Frau von mehreren Männern. Das Würgen und Schlagen der Frau ist in nahezu jedem Porno zu sehen. Die Männer ejakulieren auf die Gesichter der Frau oder die Frau schluckt die Ejakulate. In Analpornos führt der Mann seinen Penis von einem Frauenanus direkt in ihren Mund oder den Mund einer anderen Frau, ohne den Penis zwischendurch zu waschen. Es gibt ein Pornogenre nur für Analschmerz, in denen Frauen vor Schmerzen ihr Gesicht verzerren und ihre angeschwollenen oder verletzten Rosetten in Nahaufnahmen gezeigt werden. Die Sprache in den Pornos und der Werbung für Pornografie ist brutal und menschenverachtend. Jeder Pornofilm hat physische, verbale und körperliche Misshandlungen der Darstellerinnen als Inhalt.
Pornografie ist Gewalt gegen Frauen
Sex in Pornos handelt von Angst, Ekel, Wut, Aggression, Abscheu und Verachtung: Sex in Pornos sieht nicht nur aus wie ein grausamer sexueller Angriff, er ist es auch. Gewalt gegenüber Frauen ist Hauptbestandteil von Pornografie. Die Handlungen, die Frauen in den Pornos ertragen, sind sadistisch. Die gewalttätige Penetration der Vagina und/oder des Anus steht im Mittelpunkt jedes Pornos.
Pornografie normalisiert die sexuelle Ausbeutung von Frauen. Pornoproduzent Bill Margold drückt es so aus: „Ich würde gern wirklich zeigen, was ich glaube, das Männer sehen wollen: Gewalt gegen Frauen.“ Alle pornografischen Webseiten werben damit, dass jede Woche neue Mädchen und Frauen hinzugefügt werden, denn die mehrmalige Benutzung einer Darstellerin, reduziert die Anzahl der Pornokonsumenten.
In der Pornografie ist die Verachtung gegenüber Frauen offenkundig. Sie zeigen nicht nur gedemütigte Frauen, sie wollen zudem auch weismachen, dass Frauen angeblich gedemütigt werden wollen.
Folgende Mythen und Lügen werden in Pornos dargestellt und bekräftigt:
– Frauen wissen nicht, was sie wollen. Männer wissen, was Frauen wollen
– Eine Frau, die am Anfang nicht will, kommt schon noch auf den Geschmack an extremen Sex und kriegt dann sogar nicht genug davon
– Frauen manipulieren von Natur aus Männer sexuell
– Frauen sind „Schlampen“, die Strafen verdienen
– Alle Frauen sind „Huren“, die von jedem Mann “gefickt” werden wollen
All diese Mythen fördern eine Vergewaltigungskultur und eine Gesellschaft in der sexuelle Gewalt mit Sex gleichgesetzt wird. Wenn diese Art von Gewalt jeder anderen Gruppierungen angetan würde, würde es als Folter erkannt werden. Denn Sex in Pornos wird als Methode genutzt, das Weibliche als machtlos und das Männliche als allmächtig darzustellen. Pornografie handelt von Dominanz der Männer über die Frauen und von der Machtlosigkeit und Entwürdigung der Frauen. Die Pornografen berauben somit uns alle unserer authentischen Sexualität. Sie reduzieren Menschen auf Körperöffnungen und Körperteile. In Pornos existiert ein Mensch, um zu penetrieren oder penetriert zu werden. Es zeichnet ein Menschenbild getrennt von Seele, Persönlichkeit, Geschichte und Zukunft. Frauen wollen ein Leben voller Integrität, Respekt, Sicherheit, Gleichheit, guter Arbeit. Aber die Porno-Industrie sagt ihnen: Wenn die Frau nicht für Sex da ist, ist sie unsichtbar. Ein Leben in Würde und Gleichheit ist in einer Porno-Kultur nicht lebbar.
Die Pornografie propagiert Frauen als Unterwürfige. In der Pornowelt sind Frauen nicht Frauen, sondern „Bitches“, „Huren“, „Spermamülleimer“, „Schlampen“, „Mädchen“. Die Bilder und Videos zeichnen ein Bild von Frauen, die nie Nein sagen, immer bereit für Sex sind und sich freuen, alles zu tun, was Männer wollen, egal wie schmerzhaft, erniedrigend oder schädlich es ist. Eine Welt voller eindimensionaler Frauen, die auf ihre Körperöffnungen beschränkt werden. In Wahrheit werden die Frauen in Pornos sexuell ausgebeutet. Männern andererseits haben in Pornos Kontrolle, Macht und körperliche Stärke. Sie werden dargestellt als gefühllos, aggressiv und von ihren Gefühlen und anderen Menschen abgekapselt.
In der Pornografie geht es so wie in der Prostitution um die einseitige rein triebhafte Befriedigung der Männer.
Fast in jedem Porno passiert „gagging“: der Penis ist so tief im Hals der Frau, dass sie würgen muss, manchmal wird dies absichtlich solange gemacht, bis die Frau schließlich erbricht. Manchmal hält der Mann dabei sogar ihre Nase zu, damit sie nicht atmen kann. Während sie keine Luft bekommt, ziehen die Männer ihre Penisse nicht aus ihrem Mund, sie ziehen die Frauen an ihren Köpfen weiter an den Penis. Diese Frauen tragen schwarze Wimperntusche, damit man ihre Qualen visuell sehen kann, indem ihre Tränen in schwarzen Linien an ihrem Gesicht herunterlaufen. Gagging ist eines der häufigsten Handlungen in Pornografie.
Andere Standard-Bilder der Pornoindustrie zeigen eine Frau, umgeben von mehreren Männern, die sie penetrieren, sie schlagen, auf sie spucken, während einer von ihnen seinen Penis in ihr Mund rammt oder in ihren Anus uriniert. Bei Pornografie geht es also eindeutig um Entwertung und Entmenschlichung. Das Motto ist: „Je größer ihre Erniedrigung, desto heißer der Sex für ihn.“ Die Botschaft der Pornos an die Männer ist: Je mehr du sie erniedrigst, desto heißer ist der Sex für dich. 304 der beliebtesten Pornos auf Porno-Webseiten beinhalten körperliche Gewalt (würgen, bespucken, schlagen) und verbale Aggression und ausnahmslos waren alle der Opfer Frauen. Die Realität ist: Das ist die Mainstream-Pornografie von heute.
Pornografie ist maximale Erniedrigung. Was Pornokonsumenten an Pornos fasziniert, ist das steigernde Level an Entwürdigung. Die Pornonutzer erfreuen sich daran, die Frau vollkommen entmenschlicht und erniedrigt zu sehen. In Pornofan-Foren findet man echte Einträge darüber, wie Männer angeheizt durch die Pornos offen ihre Verachtung kundgeben und wie sie zum Beispiel im realen Leben an ihrer Ehefrauen oder einer Frau, die anscheinend ungerecht zu ihnen war, so wie in einem Pornofilm sexuell Gewalt anwenden wollen, um sie zu entmachten. Über eine Arsch-zu-Mund Szene schreibt ein Mann in einem Porno-Forum: „Rocco zieht seinen Schwanz aus dem Arsch einer Amateurschlampe und macht AZM mit einem anderen Mädchen. Es trifft nicht direkt in den Mund, denn als er den Penis in ihren Mund gleitet, sieht man ein kleines dunkles Stück Scheiße an ihrer Nase.“ Es gibt eine schier endlose Anzahl an Berichten dieser Art von unzähligen Männern auf Hunderttausenden von Pornofanseiten. Die Pornokonsumenten wollen für ihr Vergnügen immer mehr degradierende Szenen sehen. Die Pornoproduzenten realisieren immer sadistischere Filme.
Pornografie trainiert Männer darauf für die Schmerzen der Frau unsensibel zu sein. Der Pornoproduzent- und darsteller mit dem Pseudonym Max Hardcore ist ein sexueller Sadist. Er ist keine Randfigur der Pornoszene, sondern eine der Hauptfiguren. Er filmte als erster Pornoproduzent Szenen, in denen er Frauen mehrmals nacheinander zum Kotzen bringt, auf und in Frauen uriniert oder auf sie kotet und sie zwingt alle Arten von Sekreten zu trinken. Mittlerweile sind solche Pornogenre auf allen Pornoseiten zu finden. Je extremer und grausamer die Pornografie wurde, desto mehr wurden Sonderlinge wie Max Hardcore zum Mittelpunkt und Profiteur. Max Hardcore redet wie folgt über seine Pornofilme: „Ich zwinge die Mädchen dazu meine Pisse zu trinken, zuerst ficke ich sie mit meiner Faust, ramme ihre Ärsche, und drille ihre Hälse bis sie kotzen.“ Er ist jahrelang führender Pornograf in der Pornografieszene in Kalifornien, dem Mittelpunkt der Pornoindustrie, gewesen. Ein Mann schreibt in einem Porno-Forum: „Genau so, wie sich Pornofilme weiterentwickeln, so entwickelte sich mein Geschmack und allmählich merkte ich, dass ich Max´ Szenen immer mehr mochte.“ Studien zeigen, dass Männer desto desensibilierter werden, je mehr Pornos sie sehen.
Eine Analyse mehreren Studien mit über 12.000 Befragten (erwachsene Pornokonsumenten) konnte schon 1997 aufzeigen: Regelmäßiger Pornokonsum verändert sexuelle Neigungen. Bei 31% erfolgte ein Anstieg zu Gewalt, Pädophilie und BDSM. 20% beurteilten verbindliche Beziehungen als negativ. Die Bereitschaft zu sexueller Gewalt stieg auf 20%. 31% sahen Vergewaltigung als Mythos an. Wenn wir über Gewalt reden, reden wir mit hoher Wahrscheinlichkeit immer von männlicher Gewalt. Wir müssen aufhören bloß zu versuchen, die Symptome zu lindern, sondern dahinter die Wahrheit erkennen:
99% von Vergewaltigung sind von Männern begangen worden.
90% der Morde sind von Männern begangen worden.
Pornografie verändert Männer: Manche Männer vergewaltigen, manche werden ihre Partnerin zu pornoähnlichem Sex drängen, manche werden das Interesse an Sex mit einem anderen Menschen verlieren, andere werden Frauen sexuell benutzen und sie dann vernachlässigen, wiederum andere werden Frauen als eindimensionale Sexobjekte betrachten, die weniger Respekt und Würde als Männer verdienen.
Sind Männer Frauen hassende Sadisten oder ist eine sexistische Gesellschaft Schuld daran, dass Jungs zu Gewalttätern werden? Wenn wir den Glauben daran ablehnen, dass Männer eine natürliche Veranlagung für gewalttätigen Sex mit Frauen haben, müssen wir die Kultur ansehen, um zu erfahren, warum so viele Männer Gonzopornos anschauen und oftmals sogar genießen.
Oftmals wird mit dem biologischen Bedürfnis der Männer argumentiert, wieso sie Pornografie konsumieren. Das ist jedoch menschenfeindlich zu glauben, es ist das Wesen des Mannes, Pornos zu wollen oder zu brauchen. Jungen werden in eine gewalttätige Maskulinität sozialisiert, welche menschliche Attribute wie Liebe zu wollen und abhängig, verletzlich und unaggressiv zu sein als feminin und unmännlich abstempelt.
Pornografie und Sucht
Pornografie richtet nicht nur kurzzeitige Schäden an, sondern kann zu einer Sucht werden. Viele Pornokonsumenten sind im klinischen Sinne süchtig nach Pornos. Laut einer Studie des Neuropsychiaters Dr. Voon von der Cambridge University, kann man Veränderungen des Gehirns in denselben Arealen erkennen, die auch bei Heroinabhängigkeit aktiviert werden. Pornografische Inhalte rufen im menschlichen Gehirn die gleichen Substanzen hervor wie Sex selbst. Durch Freilassung von Dopamin, hat ein Konsument der Pornografie das Gefühl, er hätte etwas geschafft und sein Belohnungssystem wird aktiviert. Regelmäßige, wiederholte oder häufige Pornografie-Nutzung hat zur Folge, dass Konsumenten, um eine Dopaminfreisetzung zu erlangen, nicht nur die Quantität ihre Nutzung steigern müssen, sondern auch die Form der Inhalte: Sie greifen zu immer heftigeren, brutaleren Pornos. Zusätzlich gibt es unter eben diesen Personen einen statistisch erwiesenen Anstieg an Vergewaltigungen, Gewalt an Freundinnen, Ehefrauen und Frauen generell.
Weitere Risiken der Pornografienutzung
- Vermeidung von realen – sexuellen und nicht-sexuellen – zwischenmenschlichen Kontakten
- Isolation, Vereinsamung
- Unzufriedenheit mit Real-life-Sexualität und echten Beziehungen
- Belastung von Partnerschaften
- Flucht in eine virtuelle Welt
- Normalisierung des Ungewöhnlichen/Perversen
- Süchtige Entwicklungen (unbegrenzte, leichte Verfügbarkeit von Pornographie und Cybersex)
- Senkung von Hemmschwellen: wiederholte, eventuell selbst- und/oder fremdschädigende Fantasien werden leichter umgesetzt
- Steigerung sexuell aggressiver Impulse
- Missbrauch von im Netz aufgebauten Vertrauensverhältnissen
Die Erziehungswissenschaftlerin Sabine Maschke spricht von einem signifikanten Zusammenhang zwischen Pornokonsum und Ausüben sexueller Gewalt. Maschke weist ebenfalls auf die Zunahme von sexueller Gewalt in Sprache und Handlung bei Jugendlichen hin. Sexuelle Gewalt scheint so alltäglich zu sein, dass viele Menschen, insbesondere Kinder und Jugendliche, sich fragen, ob sie sexuelle Gewalt überhaupt als etwas Schlechtes, was ihnen schadet, ansehen dürfen.
Pornografiekonsum von Kindern und Jugendlichen
40% der deutschen Kinder suchen im Internet gezielt nach pornografischen Inhalten. 90% der 11-16 Jährigen sollen schon mindestens einmal online Pornografie gesehen haben. In einer Befragungsstudie des Instituts für Kommunikationswissenschaft der Universität Münster aus dem Jahr 2018 über die Nutzung sexuell expliziter Inhalte im Jugendalter von Prof. Dr. Thorsten Quandt ist folgendes festgehalten worden:
„Von den Mädchen gaben beispielsweise knapp 60 Prozent an, dass der Kontakt zu pornografischen Inhalten ungewollt war, bei den Jungen waren es nur 37 Prozent. Die Studienergebnisse zeigen zudem, dass Erstkontakt offenbar immer früher im Leben der Jugendlichen stattfindet. Die 14- und 15-Jährigen, die bereits Kontakt mit harter Internet-Pornografie hatten, gaben an, beim Erstkontakt im Durchschnitt 12,7 Jahre alt gewesen zu sein. Der Zugang erfolgte zu 70 Prozent über Laptop, Computer oder Smartphone. Andere Medien wie Fernsehen, Video oder Zeitschriften haben weitgehend ausgedient. Nach dem Erstkontakt nutzen deutlich mehr Jungen häufiger sexuell explizite Online-Angebote als Mädchen.“
Die Studienergebnisse zeigen desweiteren:
- Die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen kommen, ob gewollt und ungewollt, in Kontakt mit Pornografie
- Kinder und Jugendliche konsumieren nach Erstkontakt weiter Internet-Pornografie
- Erstkontakt findet im Durchschnittsalter von 11-12 Jahren statt. Da dies ein Durchschnitt ist können wir davon ausgehen, dass auch viele unter 11 Jahren in den Erstkontakt mit Internet-Pornografie kommen. Auch andere Quellen gehen von einem weltweit durchschnittlichen Einstiegsalter von 11 Jahren aus.
- Kinder und Jugendliche können sich über Smartphone, Computer und Tablet schnell, einfach und wiederholt Zugang zu Internet-Pornografie verschaffen und tun dies auch
- Es gibt große geschlechtsspezifische Unterschiede in der Nutzung von Internet-Pornografie: Mehr Jungen als Mädchen konsumieren gewollt, mehr Jungen als Mädchen nutzen Internetpornografie nach dem Erstkontakt weiter. Diese Unterschiede halten sich bis ins Erwachsenenalter und schwanken in einem Anteil von weltweit 2-20% der Frauen zu 80-90% der Männer.
Längst sollten alle die mit Jugendlichen arbeiten alarmiert sein. Dr. Thorsten Quandt warnt in seiner Studie:
„Das Fehlen von Orientierung durch Erziehungspersonen ist ein ernstes Problem. Die Ergebnisse legen zudem nahe, dass Kinder und Jugendliche mit etwas konfrontiert werden, was sie weder sehen wollen noch richtig verstehen. Da die Mediennutzung oft heimlich passiert, müssen Kinder und Jugendliche mit der Verarbeitung dieser Inhalte allein und ohne elterliche oder schulische Einflussnahme zurechtkommen.“
Laut einer Studie der Universität Münster/Hohenheim von 2017 in der mehr als 1000 Jugendliche befragt wurden, haben die Hälfte der Jugendlichen Hardcore-Pornografie gesehen. Die Hälfte davon ungewollt. Die Allgegenwärtigkeit der Pornografie ist sexuelle Belästigung. Der Großteil der Jungen und Mädchen reagiert geschockt und traumatisiert auf Pornos. Sie finden es eklig und belastend. Sie sagen sie wünschten sich, sie hätten diese Bilder und Filme nie gesehen. Kinder und Jugendliche beginnen nach dem Konsum von Pornografie damit ihre Umgebung zu sexualisieren. Sie können dies nicht beeinflussen und leiden darunter. Ein Pornokosument entwickelt ein visuelles Vokabular: Jeder Gegenstand des Alltags kann in einen sexualisierten Gegenstand verwandelt werden, in einen Gegenstand, der dazu verwenden kann, Frauen in einem sexuellen Kontext mit sexueller Absicht und sexueller Bedeutung zu quälen.
Mit 39% der Mädchen und die Hälfte der befragten Jungen kommt das Internet auf den zweiten Platz der Informationsbeschaffung. Jeder zweite Junge meint, sich über Pornografie-Webseiten über Sexualität zu informieren, dagegen bei den Mädchen nur 16%. Wieso Online-Pornografie überhaupt als Antwortvariante zur Informationsbeschaffung zugelassen wurde, ist unverständlich. Es ist hochgradig manipulierend, da es impliziert es sei eine normale und adäquate Form der Sexualaufklärung. Pornografie ist aber keine Aufklärung über Sexualität. Pornografie hat nichts mit authentischer Sexualität zu tun.
Eine ernstzunehmende Gefahr ist auch, dass PornodarstellerInnen von den Jugendlichen ohne gute Aufklärung leicht als Vorbilder missverstanden werden. Die Kinder und Jugendlichen mit Pornokonsum-Erfahrung denken, um begehrt zu werden und einen Partner zu haben, sollen sie so aussehen, sich so bewegen und verhalten wie in den Pornofilmen.
Kinder und Jugendliche sind neugierig und wollen wissen, was es mit der Sexualität auf sich hat. Sie nehmen die Handlungen in den Pornos, die sie finden, dann unreflektiert als echten Sex war, der auf diese Art und Weise zwischen Menschen passieren soll. Das eigene Sexualleben wird gemessen an der Extremität und den schier unendlichen Angeboten von Pornografie im Netz.
Laut Kriminalpolizei Niedersachsen ist die Zahl der Sexualdelikte an Schulen deutlich gestiegen. Die Polizei bestätigt eine Verbindung von Pornografiekonsum und sexualisierter Gewalttaten.
In Freiburg kursierten 2018 an einer Schule Kinderfilmpornos. Sieben Schüler zwischen 10 und 16 Jahren verbreiteten diese Filme per Whatsapp-Nachrichten unter ihren Mitschülern. Im Laufe der polizeilichen Ermittlungen wurde festgestellt, dass nahezu alle weiterführenden Schulen im Umkreis Freiburg von diesen und ähnlichen Fällen betroffen sind. Realität ist: Die Kinder und Jugendliche haben Pornografien auf ihren Smartphones und tauschen sie untereinander aus.
Nur eine geringe Anzahl an Frauen und Mädchen konsumiert Hardcore-Pornografie, aber Frauen und Mädchen müssen keine Pornos sehen, um von ihnen beeinflusst zu werden. Die Botschaften der Pornografie werden durch die Popkultur vermittelt. Sie verinnerlichen bewusst und unbewusst die Pornoideologie, die suggieriert, wie Frauen heiß, cool und emanzipiert erscheinen. Ein Beispiel ist das Intimwaxing: Zunächst nur in Pornos populär, fand das Intimwaxing seinen Weg durch Popkultur und Medien in den Mainstream und erklärte, welche Körperpflege eine Frau übernehmen soll, um einen Mann zu bekommen. Der natürliche Körper der Frau wird so zu einem Feind, weil er nicht begehrenswert genug erscheint. Die Mädchen und Frauen in einer hypersexualisierten Pornokultur haben die Botschaften so verinnerlicht haben, dass sie selber ständig kontrollieren, was sie denken und wie sie handeln. So ist es nicht verwunderlich, dass viele Frauen Essstörungen haben. Wir müssen aber nicht die Frauen, sondern die Pornografie als krankhaft und krankmachend ansehen.
Hookup-Sex ist Sex ohne eine verbindliche Beziehung und ohne Intimität oder Bindung zum Sexpartner. Junge Leute haben im Durchschnitt mindestens sieben solcher Begegnung während ihrer Studienzeit. Laut Studien bekommen Frauen durch Hookup-Sex ein niedriges Selbstbewusstsein und sind anfälliger für Depressionen. Wieso lassen die Frauen es zu, wenn es ihnen schadet? Die Erziehung der pornofizierten Gesellschaft hat es geschafft, dass Frauen sich selbst als Sexobjekte sehen, die für sexuelle Benutzung da sind. Eine Porno-Gesellschaft suggerierte den Frauen, dass ihre wertvollste Eigenschaft ihre sexuelle Attraktivität ist und spielt alle anderen Eigenschaften runter. Eine Studie der American Psychological Association fand heraus, dass Mädchen durch die popkulturelle Sexualisierung negative kognitive, physische und mentale Auswirkungen erleben. Diese sind unter anderem: riskanten sexuelles Verhalten, höhere Anfälligkeit für Essstörungen und Depressionen. geringe Selbstachtung, schlechte akademische Leistungen.
Erschreckenderweise haben diese Mädchen dieselben Symptome wie Mädchen, die sexuell misshandelt wurden. Die Mädchen werden also von der Pornokultur und der sexualisierten Gesellschaft, der sie nicht entkommen können, regelrecht angegriffen.
Diese Sozialisierung trägt dazu bei, dass Mädchen die kulturellen Botschaften zu eigenen Regeln und Einstellungen verinnerlichen. Sie entwickeln dabei emotionale, kognitive und sexuelle Probleme und sehen sich als reine Sexobjekte. Die große Gefahr liegt darin, dass die Sexualität, die ihre Wurzeln in Pornografie hat, den Mädchen und Frauen als ermächtigend verkauft. Mädchen und junge Frauen werden in dieser hypersexualisierten Kultur sozialisiert. Dies übt Druck auf sie aus genauso auszusehen oder sich so zu verhalten. Besonders perfide ist es, wenn ihnen suggeriert wird, (nur) auf diese Weise machtvoll und sexuell frei sei zu können.
Ein schockierender Zusammenhang von Massenkultur und Internet-Pornografie ist die Pornofizierung von populären Filmen, TV-Shows und Videospielen sowie die Pornofizierung von fiktiven Charakteren und realen Prominenten (mit denen sich junge Menschen identifizieren oder die sie bewusst oder unbewusst imitieren) um Klicks auf Pornowebseiten zu generieren. Die Kinder und Jugendliche werden auf Porno-Webseiten auf Videos stoßen, die diese prägenden massenkulturellen Güter zum Inhalt ihrer pornografischen Bilder und Videos macht. D.h. konkret, dass beispielsweise Charaktere wie Spiderman, Bart Simpson, Darth Vader oder Disneyprinzesinnen in sexuell explizite und/oder sexuell gewalttätige Szenen zu finden sind, animiert oder mit realen Personen nachgestellt.
Der Einfluss der Pornografie
Verlässliche Zahlen sind schwer zu finden, aber die Pornoindustrie wird auf zwei oder dreistelligen Milliardenwert geschätzt. Pornografie ist ein höchst profitables Marktsegment. Es beschleunigt die Entwicklung der Medientechnologien und ist Vorreiter bei neuen Geschäftsmodellen. Das Geschäft mit Pornografie formt Marketing, Technologie und Wettbewerb. Es gibt Investmentfirmen, die sich auf die Pornoindustrie spezialisieren. Diese will als normales, seriöses Mainstream-Geschäft angesehen werden, dass von der Börse und den Medien ernst genommen wird.
Andere Geschäftszweige profitieren von Pornografie: Fernsehsender, Hotelketten, Suchmaschinen, Immobilienmakler, Sexspielzeughersteller, Banken. Jeder in der Profit-Kette von Produktion bis Konsumierung ist daran beteiligt, die Pornoindustrie aufzubauen und zu stärken. Die Pornoindustrie übt direkte politische und Gesetze gestaltende Macht aus. Die Verbindungen zu Finanzen, Medien und anderen Kommunikationsketten versorgt die Pornoindustrie mit mächtigen Verbündeten.
Je mächtiger die Pornoindustrie, desto mehr nimmt die Pornografisierung unserer Gesellschaft zu. Und während die Popkultur immer pornografischer wird, wird die Pornoindustrie immer extremer und gewalttätiger, um sich von der Popkultur zu unterscheiden.
Wird Pornokonsum in einem kulturellen Kontext gesehen, können wir sehen wie machtvoll Pornografie ist. In Videospielen, Filmen, Magazinen, in der visuellen Medienlandschaft generell werden Frauenkörper objektiviert und Frauen als Sexobjekte dargestellt, die für männliches Vergnügen sorgen sollen. Kinder und Jugendliche wachsen mit dieser Flut an Bildern und Geschichten über Frauen und Männer auf. Sie haben durch diese kulturelle Erziehung bereits einen pornografischen Blick. Weil Softcore-Pornografie schon Popkultur ist, fällt es ihnen leichter die Botschaften der Hardcore-Pornografie anzunehmen. Es gibt kaum Raum für andere kulturelle Botschaften. Pornos konstruieren ein bestimmtes Set an Ideologien, die als sozialisierende Elemente auf ihre Nutzer wirkt. Aus der Forschung innerhalb der Medienstudien wissen wir, dass Menschen ihre Vorstellung der Realität durch die Medien konstruieren, die sie konsumieren. Je konsistenter und kohärenter die Botschaft, desto mehr Menschen werden sie für wahr erachten. Daher agieren die Bilder der Pornografie nicht innerhalb eines sozialen Vakuums: Sie werden in einer Gesellschaft produziert und konsumiert, in der die dominante Popkultur eine ist in der Mädchen und Frauen hypersexualisiert werden.
Je mehr Softcore-Pornografie wie im Playboy akzeptabler wurde, desto mehr Spielraum hatte extremere Pornografie. Softcore-Porn ist schon längst in der Mainstream Kultur angekommen und Bestandteil der Populärkultur. Massenmedien und -kultur sind von hypersexualisierten Bildern dominiert, die noch vor einigen Jahrzehnten als Softcore- Pornographie galten. Dies gilt sowohl für Medien, die Kinder und Jugendliche konsumieren und untereinander teilen als auch für die sie umgebende Lebenswelten: Musikvideos, Musiktexte, Konsolen- und Computerspiele, Youtube-Videos, Printmedien, Werbung, TV und Radio, Kinofilme, Konzerte, Veranstaltungen, soziale Plattformen wie Facebook, Instagram, tik.tok, und vieles Weiteres. Insbesondere die Sexualisierung der Werbung wird schon seit Jahrzehnten von vielen führenden Wissenschaftlern und Aktivisten als unvereinbar mit der Menschenwürde erkannt.
Mehrere Studien, unter anderem von der renommierten Pornografie-Forscherin Gail Dines, beweisen eindrücklich, welche verheerende Auswirkungen Pornografie auf die mentale Gesundheit und auf soziale Beziehungen hat. Da die heutige Massenkultur und ihre Medien hauptsächlich und teilweise sogar nur noch von Bildern überfüllt sind, die mit einer Verharmlosung sexistischer und sexualisierter Bildern einhergeht, müssen wir davon ausgehen, dass selbst auf diese Weise schon Kinder und Jugendliche, die nicht oder noch keine Erfahrung mit Pornografie haben, mentalen und sozialen Problemen ausgesetzt worden sind, die sie ohne Aufklärung nicht alleine bewältigen können. Pornografie und Hypersexualisierung ist Teil der Popkultur geworden. Softcore-Pornografie und Popkultur sind mittlerweile miteinander verschmolzen. Die Pro-Porno-Ideologie ist dominierend in unserer Kultur. Pornografische Produkte werden als Pop vermarktet. Junge Frauen tragen Taschen und Kleidung mit Playboy-Logo, dem Hasen. Zu Geburtstagen und Feiertagen schenken sich junge Menschen gegenseitig Sexspielzeuge.
Das Ausmaß der Hypersexualisierung der Gesellschaft ist überwältigender als je zuvor. So ist zum Beispiel Vorbild vieler junger Frauen weltweit die US-Amerikanerin Kim Kardashian. Ihre Karriere ist durch die Veröffentlichung eines Pornos mit ihr und ihrem Ex-Freund überhaupt entstanden. Prominente kleiden sich in Pornolooks und sie singen von gewalttätigem und intimlosen Sex (z.B. Kim Petras im Lied „Death by Sex“). Die zwei Alternativen für Frauen heutzutage sind: „sexy“ oder unsichtbar sein.
Am Beispiel des Pornofilms Hungry Bitches, der 2007 in den Medien als 2 Girls 1 Cup bekannt wurde, wird die Tragweite der pervertierten Pornofizierung der Kultur und der Normalisierung von Pornografie durch die Massenmedien deutlich.
„Die beiden weibliche Hauptpersonen des Films, Karla und Latifa, beginnen in einer Küche, sexuelle Handlungen aneinander vorzunehmen. Beide sind hungrig, können jedoch keine Speisen auffinden. Daraufhin kotet Latifa in ein Glas. Während sie den Inhalt des Glases verspeisen, küssen sich Karla und Latifa. Anschließend erbrechen beide in den Mund der jeweils anderen. Der Trailer des Film war eines der weltweit am häufigsten aufgerufenen Internet-Videos 2007. Auf Youtube wurden unzählige Reaktionsvideos veröffentlicht, in denen Menschen, die sich den Trailer anschauen, gefilmt werden. Auch in Fernsehsendungen wurden Normalbürger und Prominente wie zum Beispiel George Clooney bei ihrer Reaktion auf den Film beschrieben oder gezeigt. 2 Girls 1 Cup gilt als Wegbereiter der sogenannten Schockvideos.“5
Pornografie im modernen Sinne fing mit der Kopplung an Massenmedien an, sagt der Soziologe Dr. Sven Lewandowski. In Deutschland ist Pornografie für Erwachsene seit 1995 erlaubt. Erstmals erlangten damals Pornodarstellerinnen wie Dolly Busters durch die Mainstream-Medien öffentliche Berühmtheit.
Weitere Beispiele der Verharmlosung von Pornografie und Prostitution in Medien, die von Kindern und Jugendlichen konsumiert werden, sind:
Auf der bei Kindern und Jugendlichen beliebten sozialen Plattform Instagram finden sich öffentlich zugängliche Profile von Pornodarstellern, die Fotos einer Pornofilm-Awardshow posten und somit Pornografie normalisieren und als glamourös darstellen.
Der im deutschsprachigen Raum bekannte Youtube-Star Katya Krasavice erreicht mit ihren Musikvideos, in denen sie explizit sexuelle Texte singt und halbnackt Softcore-Porno-Situationen nachahmt, über 1,5 Millionen Abonnenten mit mehreren Millionen Aufrufe per Video. Ihre Text beinhalten unter anderem Sätze wie: „Alles was ich will ist Sex, ich brauche keinen Romeo.“ oder „Was für Schmetterlinge, ich hab Schwänze im Bauch.“
Im erfolgreichen TV-Format „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ traten Pornodarstellerinnen Michaela Schäfer, Sybille Rauch, Melanie Müller u.a. auf.
Der öffentlich-rechtliche Fernsehsender ARD schaltete eine Werbekampagne auf der sozialen Plattform Instagram: Der Bericht über ein deutsches Sexpuppen-Bordell wird mit den Sätzen „Puppenpuff. Jetzt und hier betrügt einer seine Frau.“ beworben. Die Art der Aufmachung ist bewusst belustigend gestaltet und verharmlost in der Werbung wie im Bericht selbst die Realitäten der Prostitution und propagiert ein Fetisch abseits der Norm als sexuelle Normalität.
Die Liste des Einflusses der Pornografie und Prostitution auf die deutsche Massenkultur lässt sich anhand von ähnlichen Beispielen lange erweitern. Die Massenmedien tragen eine massive Schuld für die gegenwärtige Pornofizierung der Gesellschaft.
Mainstream Unternehmen und die Pornoindustrie sind miteinander verwickelt. So wurde beispielsweise der Hollywood-Film „Lars and the Real Girl“ von der Pornoindustrie finanziert und gesponsert. An dem Tag der Veröffentlichung, crashte die Onlineshop-Webseite der Firma Real-Dolls, die Sexpuppen verkauft, weil so viele Männer, inspiriert vom Film, auf der Webseite waren. Der Film handelt von einem einsamen Mann, dessen Leben von einer leblosen Sexpuppe bereichert wird.
Pornografie ist aber kein Lifestyle und keine Kunstform. Es ist ein Geschäft mit kapitalistischer Logik und politischem Einfluss und kann eine öffentliche Debatte so in eine bestimmte Richtung lenken. Ein Porno ist nicht einfach eine Sache, die ein Konsument auswählt: Dahinter steckt ein riesiges Geschäft mit Marketingmaschinerie. Die Pornoindustrie konstruiert eine Welt, in der das Produkt Porno überhaupt erst verkauft werden kann: neue Technologien, tolerante Gesetze, enthusiastische Konsumenten, gefügige Darsteller und eine Ideologie, dass Pornografie die sexuelle Befreiung der Frau ist
Die Pornoindustrie will Mainstream-Aufmerksamkeit, um das Image eines normalen Geschäftszweiges herzustellen und möglichst viele Kunden zu erreichen, die zahlen. Die Pornoindustrie infiltriert gezielt Mainstream-Medien, um Geschichten, Menschen und Produkte der Pornografie sichtbar zu platzieren und die Konsumenten und Nutzer zu beeinflussen
Alle Medienbilder haben Effekte auf das Leben der Nutzer, so auch Pornografie. Das Pornografie nur Fantasie ist und niemals Auswirkung auf das echte Leben hat, stimmt nicht. Es bestimmt Sex, Liebe und Intimität. Es ist Material, dass die Unterdrückung der Frauen unterstützt und gerechtfertigt. Pornos verändern die Konsumenten. Pornografie ist keine Fantasie: Pornos sind Bilder, die von einer gigantischen Industrie produziert werden mit dem Ziel maximalen Profits. Es sind Unternehmen, die ihre ökonomische und politische Macht gebrauchen, um Botschaften zu übermitteln, die eine bestimmte Weltsicht vermitteln und Ungleichheit legitimieren. Pornografische Bilder erschaffen eine Welt, die für das psychisches und physisches Wohlbefinden von Frauen gefährlich ist. Pornografie hat ebenfalls einen vielschichtigen, komplexen Effekt auf die Sexualität der Männer. Die Geschichten, die Pornos erzählen, sind verwoben mit einer Ideologie des Frauenhasses. Sie agieren in einem größeren sozialen Kontext, der von sexistischen Bilder und Misogynie durchzogen ist.
Um Medien und Politik auf ihre Seite zu ziehen, nutzt die Pornoindustrie Signalwörter wie „künstlerische Freiheit“; „sexuelle Selbstbestimmung“, „soziale Verantwortungsbewusstheit“ und „Selbstregulation“. Das übliche Mantra der Pornoindustrie, welche die Mainstreamkultur wiederholt, ist, dass Frauen durch Pornos Macht und selbstbestimmte Sexualität erhalten.
Der intensive und besessene Gebrauch eines Menschen als Sexobjekt ist eine der abstumpfendsten Erscheinungsformen menschlicher Entfremdung. Gail Dines stellt in ihrem Buch „Pornland“ fest: „Pornografie ist heute so tief in unsere Kultur integriert, dass sie zum Synonym für Sex geworden ist und jeder, der Pornografie kritisiert, als Sexgegner diffamiert wird.“ Sexuelle Freiheit wird durch die Pornografie und die Prostitution definiert als die Freiheit der Männer, alles zu tun, was sie wollen, ohne Behinderung durch einen Widerstand. Pornografie und Prostitution sind in „Freiheit“ umgetaufte sexuelle Despotie.
Konformität mit dieser pornofizierten Popkultur wird „freie Entscheidung“ oder „Selbstbestimmung“ genannt. Wesentlich für das Pornosystem ist die Illusion, dass Frauen nicht von Männern kontrolliert werden, sondern frei handeln. Es wird vorgetäuscht, dass die Frauen das, was sie tun, aus freien Stücken tun, einzig und alleine für sich selbst. Freiwilligkeit ist aber kompliziert. Wie viel freien Willen haben wir als Menschen wirklich? Menschen konstruieren durch unterschiedliche soziale, ökonomische und politische Gegebenheiten ihre Realität. Medienbilder werden geglaubt und verinnerlicht, auch wenn sie nicht der Wahrheit entsprechen. Auf der individuellen Ebenen ist es schwer vorauszusagen, wie ein Mädchen oder eine Frau in dieser Gesellschaft in bestimmten Situationen und Lebensabschnitten denken und handeln wird. Wir können aber festhalten, dass, wenn es eine dominierende Erzählung über Weiblichkeit gibt (Pornografie und Prostitution), von einem großen Teil der Frauen angestrebt wird, sich dieser anzupassen. Die Profiteure der Pornografie und Prostitution benutzen in gezielter Manipulation Formen von psychischer und physischer Gewalt. Pornodarstellerinnen und Prostituierte sind die direkten Opfer. Betroffen von der psychischen Manipulation der Pornografie und dem legalisierten Sexkauf sind wir aber alle. Aufgrund dessen ist Pornografie und Prostitution mit dem Recht auf das Ausleben der sexuellen Freiheit, Freiwilligkeit und Fantasie zu begründen bloß reine Pseudo-Philanthropie und Pseudo-Toleranz auf Kosten der Opfer, Unwissenden und Unschuldigen.
Fantasie passiert im Kopf. Die Pornografieindustrie passiert in den Bänken des internationalen Kapitals. In unserer Kultur wird Pornografie momentan noch als Teil des alltäglichen Lebens weitgehend akzeptiert, anstatt sie als Industrieprodukt zu sehen, das Bilder produziert, die Frauen und Männer entmenschlichen.
Die durch neuen Technologien und der Schnelllebigkeit einer global-vernetzten Welt immer weiter ausbreitende Pornofizierung unserer Kulturen und die zunehmende Nutzung von immer brutaleren und gewalttätigeren Hardcore-Pornografie stürzen die Gesellschaften der Welt in ein unüberschaubar große Krise.
Frauen weltweit sind immer noch ökonomischer, politischer und juristischer Diskriminierung ausgesetzt. In diese Struktur ist Pornografie, sexuelle Ausbeutung und sexuelle Gewalt eingebettet.
In was für einer Gesellschaft wollen wir leben? In was für einer Welt sollen unsere Kinder leben?
Was wird das für eine Gesellschaft, wenn die Jungen von heute, die Pornografie konsumieren, später Ärzte, Anwälte und Lehrer werden? Was werden sie für Partner und Väter? Das sind entscheidende ausschlaggebende Fragen, die wir uns stellen müssen.
Wir alle verdienen eine Sexualität, die authentisch die unsere ist, die daraus erwächst, wer wir sind, welche lebensbejahend ist, und welche jeder für sich selber bestimmt, nicht die Pornographen.
Rosa Makstadt