Prostitution gehört zu Deutschland wie das Amen zur Kirche. „Sollen Männer ruhig zu käuflichen Frauen gehen, das senkt die Kriminalitätsrate“, denken die einen. „Ist doch gut, dass es Frauen gibt, die so was gerne tun“, finden die anderen. Dieses Gedankengut basiert jedoch auf falschen Vorstellungen. Aktuelle Studien zeigen, dass das System der legalen Prostitution patriarchale Grundstrukturen und Gewalt gegen Frauen insgesamt eher fördert. Psychologische Forschungen offenbaren, dass Prostituierte immer großen seelischen Schaden durch ihre Tätigkeit erleiden, auch wenn ihnen dies manchmal nicht bewusst ist. Und selbst Freier bekommen durch Sexkauf nicht das, was sie eigentlich bräuchten. Ein Prostitutionsgesetz wie es in Frankreich jetzt umgesetzt wurde, könnte auch in Deutschland Menschenwürde und Gerechtigkeit stärken.
Von Dr. Ingeborg Kraus. Dieser Artikel erschien in Raum & Zeit im Dezember 2016.
In der Schule lernt man die Bedürfnispyramide nach Maslow. Als Grundbedürfnisse werden Luft, Wasser, Nahrung und Sex aufgelistet. Man könne immer nur in die nächsthöhere Stufe gelangen, wenn die Untere gegeben und erfüllt sei. Nur so erreiche man die höchste Stufe, und zwar die Selbstverwirklichung. Als 12-jähriges Mädchen habe ich mich gefragt, wie lange man wohl ohne Luft, Wasser und Nahrung überleben könnte? Zwei Minuten ohne Luft, drei Tage ohne Wasser und vielleicht 14 Tage ohne Nahrung? Und wie lange könnte man ohne Sex überleben? Was passiert, wenn man eine Zeitlang keinen Sex hat? Stirbt man? Wird man schwer krank? Passiert da was ganz Schlimmes?
Nein, nichts davon! Es passiert überhaupt nichts! Nur die Fantasie, dass Sex für Männer ein ununterdrückbares Grundbedürfnis sei, lässt Schlimmes in der Welt passieren: Sexuelle Gewalt, Verschleierung der Frauen und Prostitution. Weiterlesen →